Die Räben sind in Baar gleich doppelt heimisch

  20.11.2024 Musik/Kultur, Gesellschaft

Der Räbeliechtliumzug Anfang November hat in der Agenda der Gemeinde Baar einen festen Platz. 2024 liefen über 400 Kinder musikalisch begleitet durchs Dorf.

MARCO MOROSOLI

Die Bezeichnungen «Räbemetropole» und Baar sind Brüder im Geiste. Es stört dabei niemanden, dass das ewige Dorf doch irgendwie eine Stadt ist. Aber dies ist Stoff für eine Diskussion auf einer anderen Ebene. Fakt ist, dass sich in Baar ein Räbeliechtliumzug in der Agenda fest etabliert hat.

Zur Durchführung kommt er im Umfeld des Namenstages von St. Martin am 11. November. Letztem ist die katholische Kirche von Baar geweiht. Wann der erste Baarer Räbeliechtliumzug stattfand, ist nicht mehr eindeutig bestimmbar.

Rund 400 Kindergartenkinder liefen durchs Dorf
Der Baarer Gemeindehistoriker Philippe Bart weist auf Nachfrage darauf hin, dass 1953 ein solcher zur Durchführung kam. Die Idee dazu kam wohl aus dem Kanton Zürich (Richterswil). Im Jahre 2024 entschied sich die Umzugsleitung des traditionsreichen Brauches für das Datum des 7. Novembers. Es war von Beginn weg klar, dass die Kindergartenklassen auf dem Baarer Talboden mitmachen.

Das sind, so erzählt Saskia Huber, rund 400 Kinder im Vorschulalter. Die Heranwachsenden starteten hinter 22 Nummern. Huber, sie hat nach den Sommerferien ihre erste Kindergartenklasse übernommen, entschied sich, die Eltern in den Prozess des Räbeschnitzens einzubeziehen.

Die violett-weissen, kohlähnlichen Gebilde heissen eigentlich gar nicht Räben, sondern Herbstrüben. Das Gemüse ist gekocht essbar und vom Oktober bis im November verfügbar. Auf Speiseplänen ist die Rübe aber nur noch selten zu finden. Die Kartoffel, eine Pflanze aus Südamerika, hat sie verdrängt. An einer Jahreszahl lässt sich dieser Wechsel im Bereich der Grundnahrungsmittel aber nicht festmachen.

Die Herbstrüben waren einst so wichtig wie heute die Kartoffeln
Gemeinhin ist davon auszugehen, dass im Verlaufe des 18. Jahrhunderts der Siegeszug der Kartoffel begann. Deshalb sind die Herbstrüben hierzulande besser bekannt als Räbeliechtli an traditionellen Umzügen denn als Nahrungsmittel.

Dabei wird die Herbstrübe ausgehöhlt und an ihren Rändern mit allerlei Motiven verschönert. Im Innern der Knollen wird eine Kerze angebracht, deren Licht in den kalten und dunklen Novembernächten jeweils für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgt.

Die Umzugsroute startet und endet vor der Rathus-Schüür. Der Bahnhof Baar ist der Wendepunkt. Wie bei der Fasnacht sorgen Verkehrskadettinnen und Verkehrskadetten für ein gutes Fortkommen des vielleicht kürzesten Umzugs in der Gemeinde Baar. Um Zuschauende muss sich bei solchen Veranstaltungen niemand sorgen.

400 Kinder und ihre Familien sorgen auch in diesem Jahr für die richtige Atmosphäre. Viele Eltern sind ihrem Nachwuchs schon beim Schnitzen der Herbstrüben behilflich gewesen. Schnell ist sichtbar, dass keine Formatvorgaben bestanden.

Kurze Umzugsroute durchs Dorf
Toll auch, dass das künstliche Licht entlang der Umzugsroute weitgehend erloschen war. Erst so können die einzelnen Räbeliechtlibilder ihre Wirkung entfalten. Die Kindergartengruppen hatten mit der Feldmusik Baar noch einen Begleiter, welcher für das musikalische Drumherum sorgte. Bereits nach rund einer halben Stunde waren die Kinder wieder an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt. Da sich hinterher noch einmal alle Teilnehmenden des Umzugs beim Schulhaus Marktgasse aufstellten, konnten alle Beteiligten noch einmal das Lichtermeer anschauen.

Um geordnete Verhältnisse zu haben, kamen Absperrgitter zum Einsatz. Sonst wäre der letzte Auftritt der Kindergartenkinder, das gemeinsame Räbeliechtlilied begleitet von der Feldmusik Baar, nicht möglich gewesen. So trugen alle Beteiligten dazu bei, dass der Räbeliechtliumzug auch 2024 eine besinnliche Angelegenheit war.


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