Echte Volkstümlichkeit mit dem Jodlerklub Heimelig Baar
23.10.2024 Musik/KulturUnter dem Motto «Es jutzt us de Berge» erlebten am Samstag die Besucher im Baarer Gemeinde saal ein Konzert auf höchstem Niveau. Der urgemütliche Abend stand unter der Leitung des Komponisten Thuri Bürgler.
HANS-PETER SCHWEIZER
Das Konzert im voll besetzten Gemeindesaal war wiederum ein musikalisches und visuelles Erlebnis und von der Atmosphäre her eine Delikatesse. Die Bühnenränder dekoriert mit bepflanzten Wanderschuhen, Rucksäcken und Stein-Mandli, getreu dem Motto «Es jutzt us de Berge». Die einheimischen Protagonisten mit ihren goldenen Kehlen, die Silberstimmen der Geschwister von Niederhäusern aus Flamatt FR und die lüpfige Ländlermusik des Trios Echo vom Chlausbühl gaben dem Anlass das besondere Etwas – Heimatgefühl. Es gehört in Baar zur Tradition, dass im Andenken an Robert Fellmann (1895 – 1951) auch immer Kompositionen aus seiner Feder aufgeführt werden. Fellmann war 1919 Mitbegründer des gastgebenden Jodlerklubs Heimelig Baar. Das gewählte Stück, entstanden 1939, hiess deshalb nicht ganz zufällig: z’Alp. Die ersten drei Takte «Ihr Manne äs taget! s’guet Wätter hed g’haget, s’gahd z’Alp…», offenbarten auch schon was folgen würde, nämlich ein musikalischer Ausflug in die heile Welt der Alpen.
Alpaufzug zum «Löösli-Gipfel»
Der Begrüssung durch die Co-Präsidenten Benjamin Kohler und Markus Bacher folgte die bodenständige Moderatorin Simone Arnold-Hotz. Bis 2020 unterstützte sie während mehrerer Jahre den Jodlerklub als Jodlerin und war auch OK-Mitglied der 100-Jahr-Jubiläumsaktivitäten. Wanderbegleiterin Arnold-Hotz versprach in kurzen Worten «einen steilen Aufstieg» zur Alp, unterbrochen von Zwischenhalten. «Wenn wir oben angekommen sind, werden wir eine längere Pause einschalten, um den Gipfelwein zu geniessen und etwas aus dem Rucksack (sprich Küche) zu uns zu nehmen». Der erste Halt folgte unmittelbar mit dem «Arvi-Juiz» aus den Federn von Trudi Kiser und Josy Berwert, gesungen vom Jodlerklub Heimelig. «Das so schön kräftig gesungene ‹Jololulujodudiho› der vier Jodlerinnen Wilma Bühler, Luzia Ineichen, Anita Suter und Yvonne Ettlin hat mir buchstäblich Gänsehaut beschieden», meinte der Besucher Sepp Rinderknecht im Anschluss an das Konzert beim kleinen Umtrunk im Foyer. Francine, Ameli und Nadja von Niederhäusern folgten sogleich mit «e Sunnetag» und dem «Weidbode-Jutz», Kompositionen von Ruedi Renggli und Roger Stadelmann. Die drei Schwestern aus dem Kanton Freiburg glänzten mit ihrem Auftritt in Baar durch Wohlklang, Harmonie und Bühnenpräsenz. Seit ihrem Gewinn des Folklore Nachwuchswettbewerbs in der Kategorie «Jodel» im November 2023 in Grenchen sind sie in der Schweizerischen Jodler-Szene ein sicherer Wert geworden. Auftritte bei Nicolas Senn in der Sendung «Potzmusig», oder als Gast bei Dany Häusler in der «SRF Musikwelle Brunch» folgten. Diese jungen Sängerinnen, seien ein Geschenk des Himmels! «Sieht und hört man die drei Schwestern, verschwinden sofort alle Sorgen des Alltags», meinte vor Monaten ein Bayerischer Folklorefan in einem Eintrag auf einem Social-Media-Dienst. Zu einem Zwischenspiel kurz vor der wohlverdienten Pause sorgte das Trio «Echo vom Chlausbühl». Matthias Iten und Florian Eichmann am Schwyzerörgeli mit Schwester Nadia Eichmann am Bass überzeugten ein erstes Mal mit ihrem lüpfigen Innerschwyzer Ländlermusikstil.
Chum zu üs mit e Summer-Jutz
Kurz vor Erreichen des Melodien-Gipfels, ein kleines Lied in eigener Sache: «Was brucht dis Härz zum glücklich si? s’brucht z’Friedeheit und Harmonie. Du chasch es finde, suech nid z’wyt, chum eifach zu üs Jodlerlüt!» Der Summerjutz vo Kernser Emil Wallimann beschloss den ersten Teil, denn Löösli-Alp und Pause sind erreicht. Die Tombola mit den farbigen Löösli bot wie immer einen spassigen Anteil am Unterhaltungsabend. Fast alle Lose waren Treffer, oder etwa nicht? Der zweite Teil mit dem Stück «Am Morge» war dem musikalischen Alpabzug vorenthalten. Die zwei letzten Lieder der jodelnden Schwestern von Niederhäusern animierte die Besucher zu einer Standing Ovation. Für das allerletzte Lied, «Heitere Fahne» von Trauffer musste eine Gitarre her. Gefühlvoll intonierten die Geschwister den sinnigen Text von Marc A. Trauffer aus dem Berner Oberland, dessen Botschaft aus der dritten Strophe für sich spricht: «… Problem löst me hie, i däm mer redt mitenand, abgmacht isch abgmacht, und e Handschlag dä zellt…» Der Zufall wollte es zum Schluss, dass die Moderatorin Simone Arnold gerade den «Zigsten» Geburtstag feierte und es sich nicht nehmen lassen wollte, bei den letzten Zugaben der «Edelweissen» mitzusingen.
Robert Fellmann: Gründungsmitglied, Dirigent, Präsident und Ehrenpräsident des Jodlerklub Heimelig
Im September 1932 gründete der Komponist Robert Fellmann seinen Jodellieder-Verlag, welcher heute seinen Sitz in Unterägeri hat. Zunächst veröffentlichte er seine Jodellieder im Eigenverlag, bis seine kleine Firma in den folgenden Jahren auch Jodellieder weiterer Komponisten in seinen Bestand aufnahm. Grosse Erfolge als Komponist waren Fellmann wie auch seinem Verlag beschieden: Im Rekordjahr 1946 versandte er mehr als 12’000 Partituren seiner Jodellieder. Robert Fellmann (1885–1951) gilt auch heute noch als der bedeutendste Jodelliedkomponist des 20. Jahrhunderts. Aufgewachsen in Baar und Uffikon, begann er nach einer Ausbildung zum Holzbildhauer 1920 mit dem Komponieren von Jodelliedern. Seine Kompositionen gehören noch heute zu den am meisten gesungenen schweizerischen Jodelliedern. Eine Statue beim Kreuzplatz erinnert seit 1958 an den genialen Baarer Jodellied-Komponisten Robert Fellmann. Quelle: Diverse Aufzeichnungen