Gemeindepersonal zwischen Zufriedenheit und Erwartung
10.09.2025 PolitikDie Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung in der Gemeindeverwaltung liegen vor. Das Personal stellt der Gemeinde als Arbeitgeberin ein gutes Zeugnis aus. Gleichwohl werfen gewisse Erkenntnisse Fragen auf.
INGRID HIERONYMI
Nicht nur in der Privatwirtschaft wird die Befindlichkeit des Personals ab und zu unter die Lupe genommen. So hat die Gemeinde Baar kürzlich die Ergebnisse einer breit angelegten Mitarbeiterumfrage veröffentlicht. Die Medienmitteilung des Gemeinderates wurde in der letzten Ausgabe der Baarer Zytig abgedruckt. Ziel der Befragung war es, ein Stimmungsbild innerhalb der Verwaltung zu erhalten und daraus Optimierungsmassnahmen abzuleiten. Zudem sollte die Umfrage gleichzeitig Antworten auf Fragen liefern, die seit Längerem in der lokalen Politik kursieren. Denn der Druck kam nicht nur von innen, sondern auch von aussen: Vertreter der bürgerlichen Ortsparteien SVP, FDP und Mitte hatten im Frühling 2024 eine Aufklärung über die aus ihrer Sicht hohe Fluktuation und langen Wartezeiten bei Verwaltungsprozessen gefordert. Im Gespräch mit dem Gemeinderat hatten die Parteien unter anderem kritisiert, dass offene Stellen in der Bauabteilung über längere Zeit nicht besetzt werden konnten. Kantonsrat Michael Riboni (SVP) sprach von «langen Wartezeiten bei Baubewilligungen», während Mirjam Arnold (Mitte) auf «Unstimmigkeiten innerhalb von Abteilungen» hinwies. Die Gemeinde hingegen verwies auf den Fachkräftemangel und die hohe Belastung durch die Ortsplanungsrevision.
Gemeindepräsident Walter Lipp betont: «Die Parteien haben offene Türen eingerannt – die Befragung war bereits zuvor geplant.» Dennoch zeigt sich, dass der politische Druck die Diskussion über interne Abläufe und Personalführung beschleunigt hat.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Die Umfrage zeigt ein differenziertes Bild: Während Lehrpersonen ihre Arbeitssituation überwiegend positiv bewerten, gibt es in der Verwaltung Hinweise auf Verbesserungspotenzial. Insbesondere bei der Lohntransparenz, der internen Kommunikation und der Sichtbarkeit von Führungspersonen. Der Gemeindepräsident betont, dass die Umfrage anonym und professionell durchgeführt wurde: «Die Mitarbeitenden konnten sich offen und ehrlich äussern, ohne irgendwelche Konsequenzen zu befürchten.» Die Rücklaufquote sei erfreulich hoch gewesen, was auf ein ernsthaftes Interesse der Mitarbeitenden an der Mitgestaltung interner Prozesse hindeute.
2023 revidierte die Gemeinde das Personalreglement. Der Gemeinderat schrieb damals: «Kernstück ist ein neues, transparentes Lohnsystem, das die Leistung honoriert und flexibler ausgestaltet ist als das aktuelle System.» Konkret bedeutete das, dass das Lohnsystem an den Kanton angeglichen wurde. Während früher Lohnerhöhungen weitgehend in Form von automatisierten Stufenanstiegen erfolgten, werden heute Saläranstiege eng an Leistung und Engagement gekoppelt. Das neue System scheinen nicht alle nachvollziehen zu können. «Die Mitarbeitendenbefragung zeigt, dass wahrscheinlich weitere Aufklärungsarbeit notwendig ist, um den Lohnentwicklungsprozess verständlich zu machen», meint Lipp.
Was folgt daraus?
Die Gemeinde hat angekündigt, Massnahmen aus der Umfrage abzuleiten. Konkrete Schritte stehen allerdings noch aus. «Dafür ist es zu früh», sagt Lipp. «Wir evaluieren nun Handlungsfelder und erarbeiten Massnahmen.» Auch die Kritik am Informationsfluss zwischen Abteilungen und die Forderung nach mehr Präsenz von Führungspersonen werden im Rahmen dieses Prozesses angegangen. Auf die Frage, wie die Wirkung der Massnahmen geprüft wird, sag Lipp, dass geplant sei, in regelmässigen Abständen weitere Umfragen durchzuführen.
Die bürgerlichen Parteien zeigen sich bislang zurückhaltend optimistisch. Arnold (Mitte) erklärt: «Da uns aktuell lediglich die Medienmitteilung des Gemeinderates vorliegt, können wir inhaltlich zur Mitarbeitendenbefragung keine Stellung nehmen. Wir sind aber sehr interessiert daran, welche Handlungsvorschläge der Gemeinderat umsetzen wird.» Kritischer äussert sich Riboni (SVP): «Medienmitteilungen aus der Feder des gemeindlichen Kommunikationsfachmanns sind stets mit einer gewissen Vorsicht zu lesen. Uns interessiert, was hinter den schönen Formulierungen steckt.» Die bürgerlichen Parteien haben den Gemeinderat um Einsicht in die Detailauswertung und eine Aussprache gebeten. Riboni betont: «Die Details, insbesondere die in der Medienmitteilung erwähnten Herausforderungen, verdienen eine besondere Aufmerksamkeit der Politik.»
Die Mitarbeiterumfrage ist ein Schritt in Richtung Selbstreflexion und Verbesserung. Doch ob sie auch nachhaltige Wirkungen hat, wird sich erst zeigen, wenn aus Worten Taten geworden sind. Denn Vertrauen entsteht nicht durch Umfragen allein, sondern durch das, was danach kommt. Die Gemeinde steht nun vor der Aufgabe, nicht nur intern zu handeln, sondern auch extern zu kommunizieren: offen, verbindlich und nachvollziehbar. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Befragung lediglich ein Stimmungsbild ist oder einen echten Impuls zur Weiterentwicklung setzt.