Grosser Bahnhof für den Weltmeister Noé Roth
18.06.2025 SportAm Freitag, 6. Juni feierte die Gemeinde Noé Roth, den Aerials-Weltmeister. Die Ehrung fand auf Wunsch des Athleten nicht in Baar, sondern auf seiner Wasserschanzenanlage in Mettmenstetten statt.
EDI WIDMER
«Es war sehr schön, eine mega Ehre, es hat mich sehr gefreut», sagte Noé Roth nach seinem grossen Empfang. «Ich gebe mir Mühe, dass es nicht der letzte grosse Bahnhof sein wird.» Roth hat mit seinen 24 Jahren schon sehr viel erreicht. Trotzdem war es die erste Ehrung der Gemeinde für den Aerials-Star. Auch der Gemeindepräsident Walter Lipp freute sich extrem, dass es mit dem grossen Empfang endlich klappte, wenn auch «ennet der Grenze» – in Mettmenstetten, sozusagen im Wohnzimmer der Familie Roth.
Im Jumpin trainiert Roth im Sommer unter den Fittichen seines Vaters Michael Roth, ebenfalls ehemaliger Skiakrobat und jetzt Cheftrainer der Schweizer Nationalmannschaft. Hier stehen den beiden fünf Schanzen zur Verfügung. In Abwesenheit von Schnee gibt es für die Landung ein Wasserbecken. Wie das geht, sahen die über 60 Anwesenden gleich.
Nach der Begrüssung durch den Gemeindepräsidenten zeigte Noé Roth «e paar Gümp» auf seiner Schanze. Er packte seine Skis und erklomm die vielen Treppenstufen hinauf zum Absprung. Das ist im Sommer sein «Daily Business», verriet der Weltmeister. Treppensteigen in Skischuhen mit Helm und Neopren - es gibt verlockendere Tätigkeiten im Sommer. Aber der Weg ist das Ziel. Oben angekommen, eine kurze Konzentrationsphase, und ab geht’s in Richtung Abschussrampe. Zwei Sprünge waren geplant, doch die Schaulustigen verlangten eine Zugabe. Also nochmal rauf und runter.
Das Aerials-Gen wurde vererbt
Es folgte die Laudatio von Vize-Gemeindepräsidentin und «Sportministerin» Sonja Zeberg-Langenegger. Sie stellte sich vor, was wäre, wenn sie oben auf der Schanze stände. Dann würde sie sich überlegen, ob sie für den Weg nach unten nicht besser wieder die Treppe nehmen sollte. «Das wäre dann der Walk of Shame», meinte Roth zu diesem Vorhaben. Dass es für den Skiakrobaten keinen anderen Weg auf der Schanze geben würde, war schon vor der Geburt klar. Nicht nur der Vater betrieb diese Sportart auf höchstem Niveau, sondern auch seine Mutter Colette Roth-Brand. Sie gewann 1998 bei den Olympischen Winterspielen die Bronzemedaille. Eine Olympiamedaille ist auch das nächste Ziel des Filius.
Bis auf diese Olympiamedaille hat er schon alles erreicht, was man in dieser Sportart erreichen kann. Bereits 2018, kaum volljährig, belegte er bei seiner ersten Olympia-Teilnahme den 16. Platz. Nur ein Jahr später, bei den Weltmeisterschaften 2019, gewann er als jüngster aller Teilnehmer, damals noch überraschend, die Bronzemedaille im Einzel und die Goldmedaille im Team. 2023 folgte der erste Weltmeistertitel im Einzel.
Die schönste Erinnerung
Das bisherige Highlight für den Baarer geschah vor gut zwei Monaten an der Heim-WM in St. Moritz. «Zu Hause vor der Familie und Kollegen zu springen und dann auch noch zu gewinnen, das war unglaublich», erinnert sich Roth, «und danach feiern mit allen, das ist der Moment, der am meisten in Erinnerung bleibt.»
Mit drei Saltos und fünf Schrauben gewann Roth in St. Moritz den Titel. Einen grossen Anteil am Erfolg des Baarers hat auch die Wasserschanzenanlage in Mettmenstetten. Nicht nur wegen der weltweit einzigartigen Trainingsmöglichkeit. Das Jumpin-Team um den ehemaligen Aerials-Athleten Andreas Isoz baute bei den letzten beiden Weltmeisterschaften die Sprungschanze. Also, immer wenn die Crew vom Jumpin am Werk ist, wird Roth Weltmeister. Leider sind im nächsten Jahr an den Olympischen Spielen rund um Mailand andere Schanzenbauer eingeplant.
Trotzdem hofft Roth, dass er im nächsten Winter diese Olympiamedaille endlich auch noch gewinnen kann. Spätestens dann sollte es wieder eine Ehrung der Gemeinde für den Baarer geben. Bis dahin wird der Skiakrobat noch einige Treppenstufen hinauf zur Schanze unter die nassen Skischuhe nehmen. Immerhin verrät Jonas Roth vom Jumpin: «Ein Art Lift ist in Planung.»
Jonas Roth ist übrigens nicht verwandt mit Noé Roth. «Ich sage immer, er sei mein Bruder, aber es ist gelogen, es stimmt nicht», scherzte der Eventmanager der Anlage. Nach einem gemütlichen Apéro mit dem Weltmeister zum Anfassen fuhren die Gäste am Ende der Ehrung wieder mit Extrabussen zurück nach Baar.