Jazz-Serenade für alle Sinne

  04.06.2025 Musik/Kultur

«Jazz in Baar» lud ein zu traditionellem Jazz und Blues der 20er und 30er Jahre. Bei Bier und bürgerlicher Küche konnte man ein multi-instrumentales Duo bewundern und wurde vom Shuffle-Beat und den swingenden Melodien mitgerissen. Folkloristische Gemütlichkeit verschmolz in der Hitze des Abends mit internationalem Flair.

LUKAS SCHÄRER

Daniel Delaloye ist eigentlich Lehrer in Baar, doch an Auffahrt agierte er als Konzertveranstalter für den Verein «Jazz in Baar». Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Live i de Braui» holte er das multi-instrumentelle Duo «The Red Hot Serenaders» ins Restaurant Brauerei. Tanja Wirz und Rainer Wöffler beherrschen diverse Saiteninstrumente wie Gitarre, Mandoline und Ukulele, aber auch Klarinette, Kazoo und kultiges Waschbrett sowie Gesang. Das Duo hat sich dem Jazz und Blues der 20er und 30er Jahre verschrieben, lässt aber auch immer wieder modernere Sounds einfliessen wie Surf-Gitarren mit den charakteristischen lang gezogenen Noten. The Red Hot Serenaders lieben Auftritte in kleinerem Rahmen wie dieser in Baar vor rund 65 Zuschauerinnen und Zuschauern, wie beide unisono betonen. Bedenken, dass in solch intimer Runde mehr auf Fehler geachtet wird, hat Wöffler nicht: «Davor habe ich keine Angst. Darum geht es beim Musikmachen auch nicht.» Zwischendurch schunkelte musikalisch eine venetische Gondel durch die Braui, während das Publikum sich Schnitzel und Baarer Bier genehmigte – ein Nebeneinander von folkloristischer Gemütlichkeit und internationalen Sounds.

Die Bands werden fair bezahlt
Die Wurzeln von «Jazz in Baar» reichen bis ins 2006 zurück, als drei Freunde sich zum Ziel gesetzt haben, Baar musikalisch zu bereichern. Mit dem Virus kam die Krise, und «Jazz in Baar» drohte eingemottet zu werden. Darum wurde ein Verein gegründet und die Veranstaltungen professioneller aufgezogen. Während in der Braui die traditionelleren Jazz-Stile ihren Platz finden, gibt es mit «Jazz & Dine – I de Höll» speziellere Konzerte und mit «Jazz im Sommer» neu ein kleines jazziges Volksfest mitten in Baar. Delaloye ist für die Organisation von «Live i de Braui» zuständig. Zum Jazz kam er über Rock-Musik, so der 64-Jährige: «Bei mir hat es mit Deep Purple und Led Zeppelin angefangen. Da gab es ja Jazz-Einflüsse, aber auch Klassik. Ich spiele selber Schlagzeug und habe mich sehr dafür interessiert, was Billy Cobham gemacht hat und all dieses verrückte Zeug. Ich mag auch Funk, Fusion und diese Götter an den Drums und Gitarren.»

Der Verein legt Wert darauf, dass die Künstlerinnen und Künstler fair bezahlt werden. Delaloye: «Wir sind auf die Leute, die traditionelle Musik mögen, angewiesen. Sie essen für relativ viel Geld und sind bereit, für die Künstler eine Gage zu bezahlen. Es gibt keinen fixen Eintrittspreis, sondern eine Kollekte. Vielleicht müssen wir eines Tages Tickets einführen.» Wenn man bedenkt, was bekannte Bands mittlerweile verlangen, ist und bleibt «Jazz in Baar» finanziell moderat.

Moderne Einflüsse kommen von selbst hinzu
Auch Wöffler kam über Rock-Musik zum Jazz: «Und zwar über einen Rock-Gitarristen, der auch Blues gespielt hat: Rory Gallagher, mein grosser Gitarrenheld. So bin ich mit 13 Jahren hineingerutscht.» Während es im Rock meist fixe Arrangements gibt, ist beim Jazz der Red Hot Serenaders Raum für Improvisationen. Damit behält das Schweizerisch-Bayrische Duo ein uraltes Genre am Leben, so Wirz, «Moderne Einflüsse kommen schon von selbst dazu. In unsere Musik fliesst alles mit ein, was wir im Verlauf unseres Lebens in uns aufgesogen haben.»

Während der Pause konnte man mit The Red Hot Serenaders für ein Schwätzchen auf Tuchfühlung gehen und ihre Musik auf CD und Vinyl kaufen. Und je wärmer das Bier bei der hitzigen Musik wurde, desto wärmer war auch der Applaus. Man konnte Jazz also hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote