Jetzt ist bei der Planung das Volk am Zug
04.06.2025 PolitikDie Ortsplanungsrevision der Gemeinde Baar steht vor zwei entscheidenden Hürden. Bauvorstand Zari Dzaferi stellte diese an einer Informationsveranstaltung vor.
MARCO MOROSOLI
Im Baarer Gemeindesaal liessen sich am Donnerstag, 22. Mai zahlreiche Interessierte über den Stand der Baarer Ortsplanung informieren. Der Baarer Bauchef Zari Dzaferi versprach, dass die Anwesenden am Schluss «zu den am besten Informierten» – was die Ortsplanung betrifft – im Dorf gehören würden.
Dzaferi ist bereits der dritte Bauchef, der sich mit dem Dossier der Weiterentwicklung Baars in den nächsten Jahrzehnten befasst.
Seine Vorgänger Paul Langenegger (Gemeinderat 1995–2018) und Jost Arnold (Gemeinderat 2007–2022) leiteten den komplexen Prozess ein beziehungsweise sorgten während ihrer Amtszeit dafür, dass das umfangreiche Planungsdossier im Rathaus nicht in Vergessenheit geriet.
Neben dem Baarer Bauchef stand im Gemeindesaal der Planer Martin Camenzind auf der leicht erhöhten Bühne. Dzaferi war für den politischen Teil der Präsentation verantwortlich, Camenzind stellte die verschiedenen Planungsinstrumente kurz vor. Dieses Ping-Pong der Worte trug dazu bei, dass die Veranstaltung nie langweilig wirkte. Dzaferi versprach zu Beginn eine Präsentation von 60 Minuten, doch es dauerte etwas länger, um alle Inhalte zumindest kurz anzuschneiden.
Der Verzicht auf eine Fragerunde erwies sich als geschickter Schachzug. Der Baarer Bauchef betonte bei jeder Gelegenheit, dass die Bevölkerung ab dem 5. Juni zu den verschiedenen Planungsinstrumenten Stellung nehmen könne. Für Dzaferi bildet das Vorliegende ein solides Fundament dafür, wie Baar trotz der restriktiven Vorgaben des Kantons beziehungsweise des Bundes in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch wachsen kann.
Baar will weiterwachsen und ein Dorf bleiben
Eine Zielgrösse ist die Zahl von 31’000 Einwohnern, erreichbar im übernächsten Jahrzehnt. Baar hat eine Stadtanalyse erstellen lassen und diese anschliessend mit dem Begriff des Dorfes ummantelt – so viel Tradition muss sein.
Während der Bauvorstand die verschiedenen Aspekte der umfangreichen Planungsphase politisch einordnete, rückte Camenzind die verschiedenen Planungsinstrumente in den Fokus. Für die Baarer Planung ist er ein Glücksgriff, denn er war schon bei der vorherigen Ortsplanungsrevision im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts dabei.
Camenzind erklärte in wenigen Worten, in welchem Korsett sich die Gemeinde Baar befindet. Das Raumplanungsgesetz des Bundes bildet die Eckpunkte des gesamten Planungshorizonts, der Kanton sorgt für das Dach und die tragenden Säulen. Den restlichen Freiraum darf die Gemeinde ausgestalten. Fakt ist, dass neue Einzonungen praktisch unmöglich sind.
Daraus folgt, dass Verdichtung weiterhin das Gebot der Stunde ist. Dabei gelte es, so Camenzind, die Weichen in den bestehenden Baugebieten zu stellen. Im Nachgang ergänzte Dzaferi, dass «preisgünstiger Wohnungsbau» anzustreben sei: «Es gilt, auf allen Ebenen darauf hinzuwirken.»
Um dies zu erreichen, könnten zum Beispiel die Ausnützungsziffern erhöht werden. Planungsbegleiter Camenzind spricht von einer sanften Anhebung der Ausnützungsziffer für den Wohnungsbau. Beide Präsentatoren betonen, dass sie Anreize schaffen wollen, aber keinen Zwang. Eine Chance bietet sich der Gemeinde schon bald: Sie besitzt an der Sonnackerstrasse/Neugasse beim Wiesental-Schulhaus Flächen, die sich für den preisgünstigen Wohnungsbau eignen könnten. Allerdings wäre dort eine Umzonung notwendig. Dies geht aus einer Antwort hervor, die an der nächsten Gemeindeversammlung am 11. Juni, 19.30 Uhr im Gemeindesaal Baar behandelt wird.
Der Kanton legte Stolpersteine
Bei solchen Präsentationen in geraffter Form finden verschiedene Bereiche nur kurz Erwähnung – zum Beispiel, was zu tun ist, damit es im Dorf im Sommer nicht zu heiss wird. Ausgangs Baar in Richtung Süden sind Hochhäuser möglich. Im Schulhaus Sennweid ist auch eine neue Dreifachturnhalle geplant. Der Baarer Bauchef lobte, dass die Gemeinde in Bezug auf Schulanlagen ihre Aufgaben gemacht habe. Gerne hätte Baar im Bereich der Inwilerstrasse noch Gewerbebauten zugelassen, doch der Kanton machte einen Strich durch die Rechnung.
Pascal Iten, seit dem 1. April 2025 Abteilungsleiter Planung/Bau, muss gleich ein gewichtiges Dossier vorantreiben. Für ihn hat das Vorliegende die Qualität «eines Meilensteins». Er fügte hinzu: «Jetzt sind Sie am Zug.» Die Planungsunterlagen liegen ab dem 5. Juni für 30 Tage im Rathaus Baar öffentlich auf. Jeder kann sich dazu äussern. Die Gemeinde bietet sieben längere Zeitfenster an, um allfällige Unklarheiten auszuräumen. Das Ortsplanungsdossier ist ab Anfang Juni auch digital abrufbar. Dort finden Interessierte eine Vielzahl von Unterlagen zur Ortsplanungsrevision (www.mitwirkung-baar.ch). Die Volksabstimmung über die Baarer Ortsplanung soll 2026 stattfinden.