Mandolinenorchester spielte sich ins zweite Jahrhundert

  08.10.2025 Musik/Kultur

Dass es sich bei den Baarer Orchestermitgliedern um Laienmusiker handelt, war bei der hervorragenden Präsentation kaum zu erkennen. Musikalisch brillierten die Musizierenden mit Köstlichkeiten aus der Welt der Filmmusik, inspiriert durch das Tierreich.

HANS-PETER SCHWEIZER

Du träumst, du befindest dich mit vielen Liebhabern der «Pizzikato-Musik» auf der Piazza Grande in irgendeinem Dorf an einer Küste Italiens, blickst ins tief unter dir gelegene Meer, in der Ferne ein Fischerboot, und aus dem nahegelegenen Restaurant verwöhnen feine Mandolinentöne «alla Napoletana» deine Ohren.

In Wirklichkeit befinden wir uns aber am Samstag, 27. September auf der Empore im Gemeindesaal Baar und sehen hinunter auf ein Meer von Besucherinnen und Besuchern, welche sich der traumhaften Atmosphäre hingeben, denn unten auf der Bühne konzertiert das Mandolinenorchester Baar (MOB) unter der Leitung der Dirigentin Melina Murray.

Ein spritziges Musikerlebnis mit der Musikschule
Nach der feierlichen Begrüssung zum «101» durch die beiden Präsidentinnen und Spielerinnen Catarina Bernich und Luzia Wanner zeigte die Mandolinenklasse von Katsia Prakopchyk von der Musikschule Baar ihr bereits beachtliches Können. Zur Eröffnung des Abends durften Alya Mitincik, Arianna Caminada, Ciara Staub, Fabio Dender, Francesca van de Ven, Petra Dubovac und Susi Wirth gemeinsam mit dem Ensemble des Mandolinenorchesters drei Sätze gemeinsam spielen. Als Ansager amtete einmal mehr Michi Wanner, der mit Witz und Charme durch den Abend führte. In seinen Moderationen erfuhren Zuhörerinnen wie Zuhörer Wissenswertes über die unmittelbar bevorstehenden Darbietungen. Von Klassikern aus dem Musikarchiv bis zu neuen Stücken war für jeden Geschmack etwas dabei. Zu Beginn des Konzertes versprach Wanner auch, dass neun bestens bekannte Filmklassiker musikalisch dargeboten würden. Von Klassikern aus dem Musikarchiv bis zu neuen Stücken war somit für jeden Geschmack etwas dabei. Für die Besuchenden des voll besetzten Saals war es geradezu verblüffend, was die musikbegeisterten Laien, 17 Damen und drei Herren, des Mandolinenorchesters zustande brachten, denn: Tadellose Reinheit war nur ein Aushängeschild. Im rhythmisch-dynamischen Bereich spürte man förmlich die Konsequenz der musikalischen Leiterin Murray mit ihrer eingeschlagenen Stilrichtung.

Delikatessen aus der Filmmusik
An diesem Abend schwebten die Zuhörerinnen und Zuhörer musikalisch auf einer Wolke durch die vielfältige Musik der Filmwelt. Dabei spielten Tiere der Lüfte, auf der Erde oder auf und im Wasser die Hauptrolle. Ganz neu war die Idee von Sandra Tinner: einer Art visuelle Begleitung der Musikvorträge in Form von Bildern auf der Leinwand. Die originellen Grafiken passten zum jeweiligen Musikthema und waren gestaltet von Andreas Rumsch, seines Zeichens Dozent an der Hochschule Luzern. So flog beispielsweise der Condor vorüber, das Stück welches der peruanische Komponist Daniel Alomía Robles bereits 1913 für seine Zarzuela «El Cóndor Pasa» komponiert hatte. Auch die Erkennungsmelodie aus dem Fernsehmehrteiler von 1983, «Die Dornenvögel» von Henry Mancini, durfte nicht fehlen. Henry Mancini war gleich nochmals mit «Pink Panther» in Ton und Bildern Thema. Aus dem Animationsfilm «101 Dalmatiner» arrangierte Dirigentin Melina Murray das Stück «Cruella de Vil». Cruella ist eine fiktive Figur (grausam und teuflisch) in dem 1956 erschienenen Roman, aus dem die Walt Disney Studios 1961 den abendfüllenden Zeichentrickfilm schufen. Der «Rattenfänger» und die «Forelle» sind beides bekannte Kompositionen von Franz Schubert. Beide Stücke hatte die Dirigentin eigens für das Mandolinenorchester arrangiert. Der «Schwan» von Camille Saint-Saens und «Memory» aus dem Musical «Cats» vervollständigten das Programm, und mit der «Petersburger Schlittenfahrt» endete der offizielle Teil des Konzerts. Es wurde denn auch mit dem ihm gebührenden, tosenden Applaus beschenkt. «Vom Applaus her tönt es, als ob sie noch eine Zugabe hören möchten», meinte der sichtlich erfreute Moderator Michi Wanner, «das Mandolinenorchester kann Ihnen diesen Wunsch erfüllen». Als Zugabe durfte das dankbare Publikum noch das Lied «Can you feel the Love tonight?» aus «König der Löwen» hören. Das Stück, komponiert von Elton John, eigens für das Konzert in Baar arrangiert von Melina Murray, gewann 1995 den Oscar für den besten Filmsong.

Nachwuchssorgen waren einst kein Thema
Noch am 60-Jahre-Jubiläum 1984 stellten die Unterhaltungsabende des Mandolinenorchester mit Konzert, Theater und Show unbestrittene Höhepunkte im Vereinsjahr dar. Die Aufführungen des Mandolinenorchesters im Gemeindesaal Baar waren in diesen Jahren an «sage und schreibe drei Abenden» ausverkauft. Das Orchester zählte damals die stolze Anzahl von 44 Mitgliedern. Dank der Musikschule Baar herrscht im Moment eine leise Aufbruchstimmung, was die Dirigentin in Optimismus versetzte: «Ich freue mich ungemein, das Mandolinenorchester zusammen mit den routinierten Spielerinnen und Spielern, verstärkt mit jungen Talenten ins zweite Jahrhundert zu begleiten».


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