Mit Schwertransporten ins Party-Getümel

  13.08.2025 Musik/Kultur

Auf dem JMS-Risi-Gelände zogen ver gangene Woche zwei Love mobiles die Blicke auf sich. Jedes Jahr wird das Unternehmen angefragt, Fahr zeuge für die Streetparade zur Verfügung zu stellen. Eine Anfrage, der man gerne nachkommt.

RAHEL HEGGLIN

Es ist namentlich Paul Hotz, Leiter Disposition Schwertransport bei der JMS Risi in Baar, der seinen Segen für den aussergewöhnlichen Auftrag geben muss. «Hier geht es um Leidenschaft und Zusammenhalt. Wir werden seit Jahren angefragt und führen diese Aufträge sehr gerne aus.» In diesem Jahr mussten sogar Anfragen abgelehnt werden, da man die Fahrzeuge auch noch für das Alltagsgeschäft brauchte, das parallel zum Bau der Lovemobiles weiterlief. Mit dem Bau selbst hat die JMS Risi nicht viel zu tun. Das übernehmen die Labels selbst. «Aber wir stellen den Lastwagen, bauen den Boden auf dem Anhänger ein und stellen die Chauffeure zur Verfügung», so Hotz. Dieses Gesamtpaket ist vor allem aus Aspekten der Sicherheit wichtig, denn auf jedem Lovemobile tanzen rund 200 Leute.

Auf dem Wagen dabei sein
Das eine Lovemobile wurde vom Chamer Musikstudio Roda rund um den Baarer Miteigentümer Jan Repi gebaut. Insgesamt waren 20 Personen im Einsatz, um aus dem 35 Meter langen Lastwagen ein Lovemobile unter dem Motto «Bloom – The Magic Forest Lovemobile» zu zaubern. Der Boden wurde mit Kunstrasen ausgekleidet, die Säulen sowie die Decke mit Pflanzen, Blumen und Vorhängen verziert. «Insgesamt kostet dieser Wagen 100’000 Franken. Das war nur dank Sponsoren möglich», erklärt Robin Tiedemann DJ und Mitinhaber von Roda Studios. Das Geld fliesst ausschliesslich in den Wagen. Alle Helfer arbeiteten unentgeltlich. Etwas Einnahmen generieren noch die Tickets, welche für durchschnittlich 200 Franken erworben werden konnten. «Dafür kann man auf dem Lovemobile mittanzen und die Streetparade vom Wagen aus rund um das Seebecken geniessen», heisst es auf der Anmeldung. Im Preis inbegriffen sind Softgetränke sowie Bier.

Toi Toi: ja oder nein?
Das andere Lovemobile wurde vom Westschweizer Label Synergy gebaut. Da das Label in diesem Jahr sein 20-jähriges-Jubiläum feiert, sollte der Wagen in den Farben des Unternehmens gehalten sein. So kam dieser gelb-schwarz daher. Das Motto dazu: «We build the Sound - You build the Atmosphere.» Anders als der Wagen von Roda Studios verfügte dieses Lovemobile über zwei Toi Tois. Ob eines vorhanden sein soll oder nicht, dazu haben die Macher unterschiedliche Meinungen. Während man bei Synergy sicher ist, dass es ein Vorteil für die Gäste auf dem Wagen ist, will man bei Roda Studios nichts davon wissen. «Je nach dem hat man ständig diesen Geruch in der Nase. Das wollen wir auf unserem Wagen nicht», so Tiedemann. Für Michi Höhn vom Synergy-Wagen ist der Geruch kein Thema. «Davon merkt man nichts. Unsere Leute müssen so den Wagen während der Parade nie verlassen. Unter Umständen kommt man danach nämlich fast nicht mehr zum Lovemobile durch, weil dieses schon weitergefahren ist.»

Kein Techno für die Fahrer
Gefahren wurden die beiden Gefährte von den langjährigen und erfahrenen JMS-Risi-Chauffeuren Beni Job und Beat Zürcher. Job lenkte das Synergy-Lovemobile mit der Startnummer fünf. «Es ist immer vorteilhaft, unter den ersten Lovemobiles zu sein. Die Leute freuen sich wahnsinnig, bis die Streetparade losgeht.» Während er sich in der Fahrerkabine mit Rockmusik unterhält, tanzen die Leute um seinen Lastwagen zur Trancemusic, die der DJ auf dem Wagen spielt. «In der Fahrerkabine ist es absolut ruhig. Da kann ich gut meine Musik hören», lacht Job. Auch Zürcher hört während der Parade keine Technomusik. In seinem Kabäuschen läuft Ländler. Er steuerte das Roda-Lovemobile mit der Startnummer 16.

Rund um die Lastwagen sind Securitas positioniert, die für den nötigen Abstand sorgen. «Die wichtigste Person dabei ist diejenige vorne links. Sie gibt uns das Zeichen, ob wir halten oder fahren sollen», erklären die beiden Chauffeure. Neben dem sicheren Fahren haben sie aber noch eine weitere wichtige Aufgabe: «Ab und zu muss man hupen. Das mögen die Leute sehr», lacht Job, der bereits zum zehnten Mal als Fahrer an der Streetparade dabei ist.

Umfassende Kontrollen
Im Konvoi und flankiert von Begleitfahrzeugen fuhren sie am Samstagmorgen um 5 Uhr von der Gulmmatt los. Dabei galt es, zuerst die Auffahrtsstrasse rückwärts runterzufahren, bei der Kreuzung noch ein Stück rückwärts in die Strasse Richtung Kappel am Albis zu fahren, um dann vorwärts durch Baar Richtung Autobahn zu kommen. In Zürich kamen die beiden Schwertransporter gegen 6.30 Uhr an. Danach galt es, durch die verschiedenen Kontrollen zu gelangen. Unter anderem wird durch die Feuerpolizei sichergestellt, dass keine entflammbaren Materialen auf dem Wagen angebracht sind. «Kurz vor dem Start muss auch jedes Lovemobile in einen separaten Bereich fahren. Dann laufen Polizisten mit Hunden um den Wagen, um nach Sprengstoff zu schnüffeln», erklärt Job.

Besonderer Dank
Für die Leute bei der JMS Risi, die sich an den Lovemobiles in Form von Chauffeuren, Disponenten oder Bodenbauern engagieren, ist der Einsatz zwar unentgeltlich, dafür profitieren sie aber in einer anderen Form: «Mit dem Geld, welches wir für die Lastwagen- und Chauffeurmiete sowie für den Bau des Bodens erhalten, machen wir immer ein Skiweekend in Ischgl», verrät Hotz. Dieses ist bereits Anfang Dezember im Terminkalender eingetragen. Und ziemlich sicher auch schon die Kalenderwoche 32 im kommenden Jahr, wenn es wieder darum geht, Lovemobiles für die Streetparade zu bauen. Diese findet am 8. August 2026 statt.


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