Offenheit schafft Vertrauen
27.08.2025 PolitikWährend zweier Stunden waren am vergangenen Samstag Wohnungen in der Nähe der Stadtgrenze auf der Baarer Seite zu besichtigen. Bald sollen dort Familien aus dem kantonalen Asyl- und Flüchtlingsbereich einziehen.
MARCO MOROSOLI
«Nur was sich ändert, bleibt erhalten», steht auf einer Hauswand in Jena – einer Universitätsstadt im deutschen Bundesland Thüringen. Und Jena ist überall. In einem sich ständig verändernden Fluss befindet sich auch das Sozialwesen des Kantons Zug.
Eine Untergruppe dieser Organisation ist die Abteilung Soziale Dienste Asyl (SDA). Letztere steht tagtäglich vor neuen Herausforderungen. Im Asylbereich ist das Wort «erfüllt» sozusagen unbekannt. Hinzu kommt, dass das Thema Asyl emotional stark besetzt ist.
Zur Besichtigung der Liegenschaft Zugerstrasse 51 in Baar kamen am vergangenen Samstagmorgen rund 20 Leute. Sie liessen sich von Fachkräften durch die Wohnungen führen, in die ab September Menschen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich einziehen sollen.
Bei der Führung durch drei Wohnungen betonte Miriam Bucher immer wieder, dass der Kanton Zug als Mieter da und dort «die Wände gestrichen» habe. Die Wohnungen haben eine Nasszelle, die grösseren zusätzlich noch ein Reduit.
Bucher ist innerhalb der Zuger Asylorganisation Teamleiterin Wohnbegleitung. Sie weiss, wie Konzepte und Gepflogenheiten umzusetzen sind: «Schon für das fristgerechte Deponieren des Abfalls haben einige Menschen zwei Jahre gebraucht.»
Informationen über die verschiedenen Dienstleistungen sind an vielen Orten im Haus vorhanden. Es sollte auch jeder wissen, dass das Büro jeweils morgens und nachmittags während der Bürozeiten besetzt ist. Auffällig ist, dass die verschiedenen Handreichungen nur auf Deutsch erhältlich sind – ein Fingerzeig und zugleich eine Aufforderung, dass Deutschlernen erwünscht ist. So oder so findet Christian Murbach, er ist Abteilungsleiter der Sozialen Dienste Asyl, dass es unabdingbar sei, «gut zu informieren». Murbach war es auch, der mit den Hauseigentümern lange im Gespräch stand.
Ein erster Kontakt mit der Eigentümerschaft im Vorjahr sei leider nicht zielführend gewesen. In diesem Jahr habe es dann geklappt. Der Kanton kann – zugesichert – bis September 2030 die 1962 gebaute Liegenschaft nutzen. Das gibt der SDA-Abteilung Planungssicherheit.
Christian Murbach von den SDA erreichte mit diesem Handschlag noch etwas anderes: «Wir mieten zum ersten Mal einen ganzen Wohnblock. Er ist der grösste, der nicht ständig betreut wird.»
Um die grösseren Linien kümmert sich im Zuger Asylbereich Stefan Ziegler. Er ist Leiter des kantonalen Sozialamts. Bezüglich der Menschen, die die zwei Jahre leer stehende Liegenschaft bald bevölkern sollen – die Eigentümerschaft kündigte allen Mietern im Jahre 2023 – sagte Ziegler nur, sie stammten aus «vielen verschiedenen Ländern». Menschen aus dem Maghreb seien jedoch nicht darunter, so Ziegler, denn diese würden in der Schweiz kein Asyl erhalten. Die Zahl der Geflüchteten sei, so Ziegler, etwas gesunken. Allerdings, so berichtete er, sei in der zweiten Jahreshälfte die Zahl der Flüchtenden jeweils höher. Was der Amtsleiter immer wieder erwähnte: Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden klappe gut.
Die Pläne für die Liegenschaft zwischen Zug und Baar sind öffentlich kritisiert worden – jedoch nicht im selben Umfang wie in Menzingen. Dort brauchte es drei Veranstaltungen, um die lokale Bevölkerung milde zu stimmen.
Die Baarer Lösung an der Zugerstrasse 51 hat auch die Politik aufgeschreckt. Drei Baarer SVP-Kantonsräte starteten eine Kleine Anfrage mit zwölf Fragen. Innerhalb von knapp einem Monat lieferte der Regierungsrat die ausführlichen Antworten (Vorlage 3959.2). Derzeit ist im Zuger Kantonsrat eine Motion vom 29. Januar 2025 hängig. Diese fordert einen Zuweisungsstopp von Flüchtlingen in der Form einer Standesinitiative. Wann die Antwort kommt, ist derzeit noch unklar. Eine Frist für eine Antwort existiert im Kanton Zug nicht.
Zufrieden mit dem Ergebnis ist auch der Vorsteher der Direktion des Innern, Andreas Hostettler. Er muss die grossen Linien im Blick behalten und sagte im Gespräch: «Wir müssen schauen, dass die Kinder nicht auf anderen Spielplätzen spielen.» Hostettler, der selbst in der Gemeinde wohnt, plädiert dafür, «potenziellen Ärger vorher abzuholen». Er sagte im Gespräch dann noch: «Die Zwischennutzung in Baar verschafft uns dringend benötigten Spielraum.»