Heute beginnen in Paris die Paralympics. 27 Athletinnen und Athleten aus der Schweiz nehmen teil. Darunter die Baarerin Nalani Buob. Die 23-Jährige ist die einzige Tennisspielerin der Schweizer Delegation.

RAHEL HEGGLIN

Buob ist bereits am Sonntag nach Paris gereist, um sich anzuklimatisieren. «Ich freue mich sehr auf die Spiele und bin gespannt, wie weit ich komme», erzählt die Spitzensportlerin. Ihr Ziel ist klar, sie will den Sieg. «Ich weiss aber erst einen Tag vor dem Match, auf welche Gegnerin ich treffe». Buob hofft, dass es nicht gleich ausgeht wie bei den Paralympics in Tokio. Damals schied sie bereits in der ersten Runde aus.

Dabei kann sich die Bilanz von Buob durchaus sehen lassen: Sie ist Weltnummer 22, wurde zweimal Junioren-Weltmeisterin im Einzel, zweimal im Doppel. Dazu kommen noch etliche Schweizermeistertitel in der Juniorenzeit und der Schweizermeistertitel bei den Frauen. Den ersten Junioren-Schweizermeistertitel gewann sie knapp ein Jahr, nachdem sie mit Tennisspielen begann. Dass die Baarerin überhaupt mit Tennis anfing, ist ihrem Primarlehrer zu verdanken.

Eine kleine Weltreise
«Mein Lehrer in der 5. Klasse schlug mir vor, eine Aktivität zu finden, die ich selbständig ausüben konnte. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um eine Sportart oder einen Kurs wie Malen handelte», erinnert sich die 23-Jährige. Da der Lehrer aber per Zufall ein Inserat für Rollstuhltennis entdeckte, ermutigte er Buob, dies auszuprobieren. Zu Beginn war es für sie allerdings eine Herausforderung, allein mit dem Zug zum Training zu fahren. «Der Weg nach Cham fühlte sich wie eine kleine Weltreise an. Ich war zehn Jahre alt und noch nie so weit von Baar allein weg.» Der Zufall kam ihr aber entgegen. Denn der damalige Trainer wechselte nach Baar, und so konnte sie ihr Training nahe von Zuhause weiterführen und machte schnell Fortschritte.

Beachtliche Leistungen
Knapp zehn Monate nach dem Start im Rollstuhl-Tennis nahm sie an der Junioren-Schweizermeisterschaft teil und gewann diese prompt. Dieser Er- folg markierte den Beginn ihrer Karriere im Leistungssport. Nach der Sport-Sekundarschule in Cham absolvierte sie eine KV-Lehre und trainierte nebenbei intensiv. Ihr Ziel waren die Paralympics in Tokio 2020. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden diese um ein Jahr verschoben. Da das Turnier nicht nach Buobs Vorstellungen verlief, konnte sie nur knapp zwei Wochen in Japan bleiben. «Eine Woche vor der Eröffnung reiste ich an, um mich anzuklimatisieren. Nach dem Ausscheiden reiste ich unmittelbar zurück in die Schweiz.»

Reisen ist allgemein eine gerngesehene Begleiterscheinung ihres Spitzensport-Daseins. «Es ist unglaublich, in wie viele Länder ich dank dem Sport schon reisen konnte», freut sich die Vollzeitathletin, die auch oft von ihrer Trainerin Eva Stutzki-Krapl begleitet wird. Finanziell unterstützt wird Buob unter anderem von privaten Sponsoren, dem Rollstuhl Sport Schweiz und der Spitzensportförderung der Schweizer Armee.

Locker bleiben
Die Eröffnungszeremonie an den Paralympics findet heute Abend auf dem Place de la Concorde statt. Den ersten Match absolviert Buob am Samstag. Nervös ist sie nicht. «Ich habe ja nichts zu verlieren. Und ich will auch keine Achterbahnfahrt der Gefühle haben.» So wird die Baarerin Match um Match spielen und ihr Bestes geben. «Mein Ziel ist klar zu gewinnen. Das wollen alle Spitzensportler.» Der Fokus liegt nun auf Paris, dennoch hat die 23-Jährige auch schon ein weiteres Ziel. «Ich möchte zu den weltbesten 14 Rollstuhl-Tennisspielerinnen gehören.» Damit hätte sie die Möglichkeit, an Grand-Slam-Turnieren mitzuspielen, welche exklusiv den Top-14-Spielerinnen und Spielern weltweit vorenthalten sind.

Damit sie dieses Ziel erreicht, wird sie auch nach den Paralympics in Paris täglich mit ihrer Trainerin trainieren. «Jeden Morgen fahre ich nach Nottwil und absolviere ein zwei- bis dreistündiges Tennistraining. Am Nachmittag kommen Krafttraining, Fahrtraining oder Ausdauertraining dazu.» Frei hat die Baarerin nur am Sonntag.