Tradition seit 110 Jahren – Baar am Morgartenschiessen

  20.11.2024 Sport

Wenn die Schützengesellschaft von Baar am 15. November frühmorgens das Dorf in Richtung Aegerital verlässt, heisst es wieder: «Hütet euch am Morgarten».

HANS-PETER SCHWEIZER

Am Tag vor St. Othmar war den über 1’300 Schützinnen und Schützen am 110. Morgartenschiessen Spätherbstwetter mit gleissendem Sonnenlicht beschieden. Unter ihnen waren zwei ganz besondere Gäste auszumachen: Der 16-jährige Schützenkönig vom diesjährigen Zürcher Knabenschiessen, Fabio Meier aus Glattbrugg, und die 13-jährige Sharon Fries aus Brütten als bestes Mädchen. Sharon wie auch Schützenkönig Fabio hatten bis anhin noch nie im Gelände geschossen. Während Sharon mit ihren 42 von 50 möglichen Punkten mehr als zufrieden war, sagte der amtierende Albisgütli-König zu seinen 27 Punkten: «Es hätte schon noch der eine oder andere Treffer besser sein können.»

Morgartenbecher für Jungschützinnen und Jungschützen
Der historische Anlass ist für viele Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz geradezu ein Muss, aber auch für die Zuger Regierung und viele weitere Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Militär und den Freunden des Morgartenschiessens.

Gastfreundschaft und Geselligkeit gehören ebenso zum grössten historischen Schiessen der Schweiz wie der Duft vom «Ordinäri» in der Morgartenhütte und der Pulverdampf in der Schützenlinie. Diese Tatsache wurde auch einstimmig von der aus Kanada angereisten «Swiss Canadian Mountain Range Association» und der Gruppe der königlichen Hauptschützengesellschaft aus München bestätigt. Zum ersten Mal erhielten Gruppen mit vier und mehr Nachwuchsschützen der Kategorie U21 eine grosszügige Vergünstigung von 30 Prozent auf den Gruppenbeitrag – eine Investition in die nächste Generation von Schützinnen und Schützen. Somit durften zum ersten Mal in der Geschichte Rahel Heinzer von den Feldschützen Ried-Muotathal und Dario Reichlin als bester Nachwuchsschütze von den Schützen Aegerital-Morgarten mit je 48 Punkten mit dem Morgartenbecher geehrt werden.

Baar greift ins Geschehen ein
Noch bevor die ersten Schützen ihre Treffsicherheit bewiesen, gedachte man in der Vituskirche Morgarten um 7 Uhr den verstorbenen Schützenkameradinnen und -kameraden. Der Gemeindeleiter der Katholischen Pfarrei Oberägeri, Diakon Urs Stierli, zelebrierte die kurze Andacht mit einer Kranzniederlegung durch Peter Müller und Erwin Barmettler von der Morgarten-Kommission. Die gesamte Leitungs-Crew und einige Frühaufsteher begleiteten den feierlichen Akt. Punkt halbneun zischten die Schüsse der ersten Ablösung über das friedlich daliegende Gelände am Morgartenberg. Das Morgartenschiessen ist ein kommandiertes Schiessen mit drei Feuerfolgen, je einer 1er, 3er und 6er-Serie. Bereits in der zweiten Serie griff die Baarer Gruppe «Attacke» ins Geschehen ein, welche am Schluss den beachtlichen 34. Rang belegte. Dicht darauf, auf Rang 41, folgte die Gruppe «Ohne Becher». Damit nicht genug, die Jungschützen komplettierten mit Rang 54 den erfolgreichen Auftritt der Baarer, während die Gruppe der «Sniper ned Kneiper» sich mit dem 124. Rang gütlich tun musste.

Bester Baarer Einzelschütze wurde mit 46 Punkten Jeffrey Illi im 84. Rang. Bereits im 144. Rang folgte mit 45 Punkten Max Wallach. Mit 43 bzw. 42 Punkten zierten Jungschützin Alexandra Bergonzi und Präsident Thomas Scheibmayr die Rangliste.

Ansprache im Festzelt – Festtaumel in der Morgartenhütte
Urs Hürlimann, Präsident der organisierenden Morgarten-Kommission, sprach am Apéro für die rund 300 Gäste von einem Freudentag. In seiner Rede sprach er vom «Mythos Morgarten». Obwohl das Morgartenschiessen keine Gedenkveranstaltung an die Schlacht am Morgarten von 1315 ist, gehören Wehrwille, Tapferkeit, Freiheitsliebe, Unabhängigkeit und der Widerstand gegen fremdes Diktat zu den Werten, die hier gelebt werden.

Als Attraktion für das Publikum überflog kurz nach 15 Uhr ein Helikopter der Rega das Festgelände. Festredner war Ernst Kohler, welcher auch seit 18 Jahren das Amt des Geschäftsführers der Rega bekleidet. In seiner humorvoll vorgetragenen Festrede griff er sogleich die Worte von Urs Hürlimann auf: «Freiheit und Unabhängigkeit, die damals auf den Feldern um Morgarten verteidigt wurde, ist damals wie heute ein wertvolles Gut, das es zu bewahren gilt.» Kohler gab in der Folge spannende Einblicke in die Arbeit und Einsätze der schweizerischen Rettungsflugwacht. Der Morgartentag endete mit der Schützengemeinde und Rangverkündigung und einem Nachtessen in der Morgartenhütte.

Mit 50 Punkten ging das «goldene» Kranzabzeichen und die Bundesgabe an Beat Zürcher (Jg. 1967) von der Schützengesellschaft Menzingen. Gruppenerste und somit Gewinner der Morgartenstandarte 2024 sind die Aegerital-Morgarten-Schützen, welche damit auch als beste Zuger Gruppe zu Buche stehen. Als ältester Teilnehmer nahm Armin Bohren mit 90 Jahren von Société de Tir Sportif La Sibérienne teil, während der jüngste Teilnehmer Theodore Dubouloz von den Feldschützen Reichenburg gerade einmal 12 Jahre alt war.

Resultate ersichtlich auf www. morgartenschiessen.ch


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