Zwei Kunstschaffende aus Baar präsentieren ihre Werke

  23.10.2024 Musik/Kultur

Kunst Am 25. Oktober eröffnet das Kunsthaus Zug die Ausstellung «Turning Tide». Eine Künstlerin und ein Künstler mit Baarer Wurzeln spielen eine zentrale Rolle. Ihre Werke regen die Besuchenden auf spielerische Weise zum Nachdenken an.

MARCO MOROSOLI

Die Baarer Künstlerin Sara Masüger (*1978) berichtet bei dem Rundgang durch den Nord- und Südflügel des Kunsthauses Zug über ihre neuesten Werke. Wer mit ihrem Schaffen vertraut ist, beobachtet subtile Nuancen in der Materialität. Einige Werke beziehen sich auf Gesten. Einerseits entgeht es keinem, dass Hände in ihren Skulpturen von besonderer Bedeutung sind. Andererseits versteht es die Künstlerin, die in Baar aufgewachsen ist, Materialität und Raum miteinander zu verbinden. Ihre Werke experimentieren mit variierenden Grössenverhältnissen.

Auf dem weissen Sockel, mit bewusst asymmetrisch angeordneten Kacheln, positioniert die Kunstschaffende, die heute in Zürich lebt und arbeitet, eine schwarze Figur. Wenn der Betrachtende sich länger auf diese Skulptur konzentriert, entdeckt er immer wieder neue Bewegungen. Doch bleibt die Installation in ihrer Form beständig. Die Skulpturen erinnern an kaum bestimmbare Wesen. Die im Kunsthaus Zug ausgestellten Werke, die während der Umbauphase noch ohne Werkbeschreibungen präsentiert werden, geben den Besuchenden viel Raum für eigene Gedanken.

Die Materialien, die Masüger einsetzt, sind ohne ihre Erklärung nur schwer zu identifizieren. Genau dieser Umstand eröffnet den Betrachtenden neue Interpretationsmöglichkeiten. Es könnte sich um scharfkantige, zerrissene Lava handeln – oder könnte es Material aus einer Karstlandschaft sein?

Die Künstlerin bemerkt dann feinsinnig: «Das verwendete Material hat eine Eigendynamik.» Das wird besonders deutlich bei ihrer wandhängenden Installation mit dem Titel «Halbsatz zur Schwerkraft». Die Gravitation wird in Masügers Kunstwerken unmittelbar wahrnehmbar.

Am Anfang ihres kreativen Schaffens stehe, so sagt die Baarer Künstlerin, eine Idee: «Sie ist der Anlass für den Arbeitsbeginn.» Die Vielseitigkeit – Masüger ist auch für übergrosse Kunstwerke bekannt – verlangt nach einem breiten Wissensspektrum. Ihr Werk «Inside Out» ist weiterhin zu sehen, nachdem es bereits in der vorherigen Ausstellung «Kiesler heute» präsentiert wurde. Die Konstruktion aus Acrystal, Holz, Styropor und Gips setzte ein Verständnis für statische Prinzipien voraus. Notwendig sind solche Überlegungen, da ihre Installationen so konstruiert werden müssen, dass ein Transport von ihrem Atelier zu den Ausstellungsflächen problemlos möglich ist.

Skulpturen so angeordnet, dass daraus ein Sternbild entsteht
Mit einer neu entwickelten Werkgruppe schafft Masüger einen besonderen Bezug zur Ausstellungsthematik. Die Werke sind so angeordnet, dass sie das Sternbild der Plejaden, auch bekannt als die «Sieben Schwestern», darstellen. Es handelt sich um eine mit blossem Auge sichtbare Sternenkonstellation. Das Licht der Plejaden benötigt etwa 400 Jahre, um die Erde zu erreichen. Darstellungen dieser Sterne sind mitunter Tausende von Jahren alt. Ihren Namen verdanken die hellen Sterne den alten Griechen.

Der zweite Kunstschaffende, der in Baar aufgewachsen ist, heisst Jonas Burkhalter. Der 1983 geborene Künstler beschäftigt sich nicht nur mit bildender Kunst, sondern auch mit Fotografie. Drei grosse Fotografien gilt es zu entdecken. Das Eindrucksvollste darunter ist eine Aufnahme des Times Square in New York. Das Spezielle: Die Strassen sind menschenleer. Dieses aussergewöhnliche Szenario hat die erste Covid-Welle im Jahre 2020 möglich gemacht. Die Ausstellungsräume, die der 40-Jährige mit seinen Werken bespielen wird, sind bisher nicht fertig eingerichtet. Aber ein klares Vorgehen, wie dies bis zur Eröffnung realisierbar ist, hat Burkhalter. Zu seiner Vorgehensweise sagt er: «Ich folge einem Konzept, das die Richtung vorgibt.»

Wenn bei der Kunst die Zeit das Thema ist
Wer sich für einen Besuch im Kunsthaus Zug entscheidet, kommt an der Thematik des Kippmoments nicht vorbei. Sei es das Ticken der Uhr oder auch der Moment der Schwerkraft. Jede Betrachtung ihrer Werke wecken einen neuen Moment der Veränderung. Die Ausstellung im Kunsthaus Zug läuft unter dem Titel «Turning Tide» (Gezeitenwende). Sie ist ab dem 26. Oktober offen und dauert bis am 5. Januar 2025.


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